Dienstag, 29. Oktober 2019

Wie mich der Wald vor einem eventuellen Burnout bewahrte


Vor ein paar Jahren zeigte mein Körper Stresssymptome, wie Konzentrationsstörungen, zitternde Hände, hoher Ruhepuls, Schlaf mit vielen Aufwachphasen und abendlicher Erschöpfung. Es war mir nicht mehr möglich, mich meinen privaten Projekten zu widmen, da ich mich auch geistig total ausgelaugt fühlte. Mein Nervensystem war komplett überreizt.

Als ich dann im Frühling 2017 im Internet erstmals vom „Waldbaden“ erfuhr, stiess ich auf eine Organisation in Amerika, die eine fundierte Ausbildung zum Guide anbot. Ihr nächster Ausbildungstermin startete im Mai in Südfrankreich. Ein Glück für mich, denn eine sechsstündige Autofahrt konnte ich mir noch vorstellen, eine längere Flugreise mit all dem, was zu einer solchen Reise dazugehört, hätte ich mit meinem tiefen Energielevel und angeschlagenen Nervensystem wohl nicht zustande gebracht.

Ich hatte das starke Gefühl, dass ich diese Ausbildung machen musste; vorerst einfach nur für mich selbst. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass eine vertiefte Naturverbindung das fehlende Teil in meinem Leben war, da ich durch den „Brotjob“ als Arztsekretärin den ganzen Tag vor dem Computer sass und Berichte wie am Fliessband durcharbeitete mit einer kurzen Mittagspause.

Es war, als hätte meine Seele nur auf diesen Entscheid gewartet; nebst meinen Erschöpfungssymptomen zerbrachen auch noch meine über die vielen Jahre aufgebauten spirituellen Konzepte in unzählige Glasscherben.

Da stand ich nun am 27. Mai 2017 in der Haute-Provence in einem kleinen Dorf inmitten eines riesigen Waldgebiets nach einer 6-stündigen Autofahrt. Einerseits erleichtert, den Weg gefunden zu haben, andererseits innerlich komplett zerstückelt, nicht mehr wissend, wer ich wirklich war, an was ich mich noch geistig festhalten konnte.

Das Ausbildungsprogramm strukturierte das Tagesgeschehen und zwischendurch bekamen wir immer wieder Zeit, um das Erlebte zu integrieren oder sozialen Kontakt zu pflegen (denn es gab kein Internetempfang an diesem Ort).

Ich sonderte mich ab, hatte keine Lust auf Konversation, ging stattdessen auf Spaziergänge. Die Wildheit des grossen Waldgebiets nahm mich vollends ein. Unmerklich begannen meine Seele und innere Anteile zu heilen, sich neu auszurichten. Ich bekam plötzlich die grosse Sehnsucht, im Wald in einem kleinen Häuschen zu wohnen, nur der Wald mit seinen Tieren, Pflanzen und Wesen um mich zu haben, im Austausch mit dieser neu entdecken Welt zu sein.

Ich sprach mit dem Gründer und Leiter der Ausbildung über meine Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte. Er konnte mich verstehen, meinte dann, dass es heutzutage wichtig sei, zurück in die Gesellschaft zu gehen mit den neuen Erfahrungen und dem Wissen über die Heilkraft der Natur, denn er nannte den Alltag „The tamed World“; überall seien Verbote/Gebote, rote Lichter, und vieles mehr. Der moderne Mensch sei von sich selbst und anderen getrennt, lebe in einer getrennten Welt, und das mache auf Dauer krank; es fehle der Rückhalt von Ältesten mit ihrer gereiften Seele, Persönlichkeit/Bewusstsein.

Die Ausbildungswoche neigte sich dem Ende zu und ich spürte, dass ein innerer Heilprozess begonnen hatte. Auch mein Nervensystem fühlte sich wieder stabiler an. Der Abschied von diesem Ort fiel mir jedoch nicht leicht. Aber der Ausblick, am nächsten Tag für 10 Tage in die Ferien zu fliegen, stimmte mich freudvoll.

Nicht ahnend, was ich auf der Rückreise noch erleben würde, stieg ich in mein Auto. Auf der Hinfahrt hatte ich mir noch eine Wegbeschreibung ausgedruckt, da ich ein paar Mal die Autobahn wechseln musste und ich dem Navigationsgerät nicht vollends traute. Für den Rückweg hatte ich vergessen, dies ebenso zu machen. Doch ich machte mir keine grossen Gedanken darüber und war guten Mutes.

Nach etwa 45 Minuten Autofahrt begannen die Autos vor mir zu stocken, um vollends zu halten. Plötzlich sah ich zwei Hunde auf der Strasse, die verloren in jedes Auto blickten und wohl ihre Halter suchten. Als sie an mein Auto herantrabten und mir in die Augen schauten, erkannte ich in ihren Augen grosse Angst, Verzweiflung. Mir schnürte es das Herz zusammen, Tränen kamen und ich fühlte mich so hilflos. Der französischen Sprache nicht mehr fähig (nach so vielen Jahren des Nichtgebrauchs), konnte ich nicht die Polizei anrufen. Auch wusste ich selbst nicht genau, wo ich mich gerade befand. „The tamed world“ hatte mich mit voller Gewalt wieder in ihren Fängen. Sie zeigte mir mit brutaler Gewalt, in welcher Getrenntheit wir mehrheitlich leben. Es war, als würde diese unsichtbare Macht mit höhnischer Fratze mir aufzeigen, dass sie mich nicht so schnell loslässt.

Es kam noch mehr .... Die Fahrt ging weiter und ich hoffte aus tiefstem Herzen, dass den Hunden geholfen und die Halter gefunden werden konnten, denn sie machten nicht den Anschein, ausgesetzt worden zu sein, da einer der Hunde ein schönes Tüchlein um den Hals trug.

Die Autofahrt ging ohne weitere Unterbrüche gut voran, bis mich das Navi kurz vor Grenoble auf eine andere Strecke lotste, die mich mitten in die Rush hour von Grenoble führte. Überall Hektik, auf den Gehsteigen wie auf den Strassen, so dass das Navi wegen Strassenüberlastung die Route andauernd wechselte und ich langsam das Gefühl bekam, aus dieser Stadt nicht mehr herauszukommen. Ich war jedoch total überrascht, wie ruhig ich innerlich blieb. Normalerweise hätte eine solche Situation (mit dem Auto komplett verloren in einer fremden Grossstadt zu sein) in mir grosse Nervosität und Unsicherheit/purer Stress ausgelöst. Denn ich fahre mehrheitlich mit dem Zug und vermeide es, mit dem Auto in Grossstädte zu fahren, da mir die Routine dazu fehlt.

Plötzlich konnte ich nicht mehr weiterfahren. Die Strasse war durch einen Protestumzug blockiert. Glücklich, einen Polizisten neben einem Motorrad zu sehen, stieg ich aus dem Auto und ging zu ihm hin, um ihn nach dem Weg nach Genf zu fragen. Er jedoch schrie mich nur an und gab mir zu verstehen, sofort wieder in mein Auto zu steigen. Ich jedoch fragte ihn, ob er Englisch verstünde, was er vehement verneinte und mich wieder in mein Auto zurückbefahl. Da sagte ich einfach in fragendem Ton „Genève?“ Er verdrehte die Augen und erklärte mir in gestresstem Tonfall auf Französisch die Route. Ich verstand nur Bahnhof, was er wohl bemerkte und mir mit Zeichen zu verstehen gab, dass ich ihm nach Auflösung des Umzugs folgen soll. Die Strasse wurde so schnell frei, dass sich ein anderes Auto vor meines drängte, bevor ich den Gang einlegen konnte. Als der Polizist nach ein paar Metern dies in seinem Spiegel bemerkte, fuhr er einfach an die Strasse und schaute weg. So war ich wieder auf mich selbst belassen. Zum Glück kam der ganze Spuk zu Ende und nach etwa 120 Metern konnte ich das Anzeigeschild Genève entdecken. Nie zuvor in meinem Leben war ich so glücklich über einen Wegweiser, denn er zeigte mir den Weg in meine Heimat. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr verloren, sondern fand mich wieder zurecht.

Als ich Tage später über die ganzen Erfahrungen in der Ausbildungswoche und auf der Rückreise nachdachte, wurde mir bewusst, welch grosse Heilung/Stärkung meines Nervensystems in nur so kurzer Zeit stattgefunden hatte. Wie ruhig und überlegt ich in Grenoble bleiben konnte, ohne in Stress/Panik zu geraten.

Da wurde mir vollends bewusst, welch grosse Ressourcen für uns Menschen in der Natur liegen. Bis heute konnte ich an mir die grossen Inspirations-, Heil- und Regenerationskräfte der Natur erleben und beim angebotenen Waldbaden bei den Teilnehmern die tiefen, wunderbaren Erlebnisse erfahren.

Vielfältige Informationen über das Waldbaden findest du im Internet oder auf meiner Webseite http://danielaweber.ch/waldbaden/


Bei eventuellen Fragen kannst du dich jederzeit bei mir melden (am besten geht’s per Email sothis@sunrise.ch.