Vor ein paar Jahren zeigte mein
Körper Stresssymptome, wie Konzentrationsstörungen, zitternde Hände, hoher
Ruhepuls, Schlaf mit vielen Aufwachphasen und abendlicher Erschöpfung. Es war
mir nicht mehr möglich, mich meinen privaten Projekten zu widmen, da ich mich
auch geistig total ausgelaugt fühlte. Mein Nervensystem war komplett überreizt.
Als ich dann im Frühling 2017 im
Internet erstmals vom „Waldbaden“ erfuhr, stiess ich auf eine Organisation in
Amerika, die eine fundierte Ausbildung zum Guide anbot. Ihr nächster
Ausbildungstermin startete im Mai in Südfrankreich. Ein Glück für mich, denn
eine sechsstündige Autofahrt konnte ich mir noch vorstellen, eine längere
Flugreise mit all dem, was zu einer solchen Reise dazugehört, hätte ich mit
meinem tiefen Energielevel und angeschlagenen Nervensystem wohl nicht zustande
gebracht.
Ich hatte das starke Gefühl, dass
ich diese Ausbildung machen musste; vorerst einfach nur für mich selbst.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass eine vertiefte Naturverbindung das
fehlende Teil in meinem Leben war, da ich durch den „Brotjob“ als
Arztsekretärin den ganzen Tag vor dem Computer sass und Berichte wie am
Fliessband durcharbeitete mit einer kurzen Mittagspause.
Es war, als hätte meine Seele nur
auf diesen Entscheid gewartet; nebst meinen Erschöpfungssymptomen zerbrachen auch
noch meine über die vielen Jahre aufgebauten spirituellen Konzepte in unzählige
Glasscherben.
Da stand ich nun am 27. Mai 2017 in
der Haute-Provence in einem kleinen Dorf inmitten eines riesigen Waldgebiets
nach einer 6-stündigen Autofahrt. Einerseits erleichtert, den Weg gefunden zu
haben, andererseits innerlich komplett zerstückelt, nicht mehr wissend, wer ich
wirklich war, an was ich mich noch geistig festhalten konnte.
Das Ausbildungsprogramm
strukturierte das Tagesgeschehen und zwischendurch bekamen wir immer wieder
Zeit, um das Erlebte zu integrieren oder sozialen Kontakt zu pflegen (denn es
gab kein Internetempfang an diesem Ort).
Ich sonderte mich ab, hatte keine
Lust auf Konversation, ging stattdessen auf Spaziergänge. Die Wildheit des
grossen Waldgebiets nahm mich vollends ein. Unmerklich begannen meine Seele und
innere Anteile zu heilen, sich neu auszurichten. Ich bekam plötzlich die grosse
Sehnsucht, im Wald in einem kleinen Häuschen zu wohnen, nur der Wald mit seinen
Tieren, Pflanzen und Wesen um mich zu haben, im Austausch mit dieser neu
entdecken Welt zu sein.
Ich sprach mit dem Gründer und
Leiter der Ausbildung über meine Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte. Er konnte
mich verstehen, meinte dann, dass es heutzutage wichtig sei, zurück in die
Gesellschaft zu gehen mit den neuen Erfahrungen und dem Wissen über die
Heilkraft der Natur, denn er nannte den Alltag „The tamed World“; überall seien
Verbote/Gebote, rote Lichter, und vieles mehr. Der moderne Mensch sei von sich
selbst und anderen getrennt, lebe in einer getrennten Welt, und das mache auf
Dauer krank; es fehle der Rückhalt von Ältesten mit ihrer gereiften Seele, Persönlichkeit/Bewusstsein.
Die Ausbildungswoche neigte sich
dem Ende zu und ich spürte, dass ein innerer Heilprozess begonnen hatte. Auch
mein Nervensystem fühlte sich wieder stabiler an. Der Abschied von diesem Ort
fiel mir jedoch nicht leicht. Aber der Ausblick, am nächsten Tag für 10 Tage in
die Ferien zu fliegen, stimmte mich freudvoll.
Nicht ahnend, was ich auf der
Rückreise noch erleben würde, stieg ich in mein Auto. Auf der Hinfahrt hatte
ich mir noch eine Wegbeschreibung ausgedruckt, da ich ein paar Mal die Autobahn
wechseln musste und ich dem Navigationsgerät nicht vollends traute. Für den
Rückweg hatte ich vergessen, dies ebenso zu machen. Doch ich machte mir keine
grossen Gedanken darüber und war guten Mutes.
Nach etwa 45 Minuten Autofahrt
begannen die Autos vor mir zu stocken, um vollends zu halten. Plötzlich sah ich
zwei Hunde auf der Strasse, die verloren in jedes Auto blickten und wohl ihre
Halter suchten. Als sie an mein Auto herantrabten und mir in die Augen
schauten, erkannte ich in ihren Augen grosse Angst, Verzweiflung. Mir schnürte
es das Herz zusammen, Tränen kamen und ich fühlte mich so hilflos. Der französischen
Sprache nicht mehr fähig (nach so vielen Jahren des Nichtgebrauchs), konnte ich
nicht die Polizei anrufen. Auch wusste ich selbst nicht genau, wo ich mich
gerade befand. „The tamed world“ hatte mich mit voller Gewalt wieder in ihren Fängen.
Sie zeigte mir mit brutaler Gewalt, in welcher Getrenntheit wir mehrheitlich
leben. Es war, als würde diese unsichtbare Macht mit höhnischer Fratze mir
aufzeigen, dass sie mich nicht so schnell loslässt.
Es kam noch mehr .... Die Fahrt
ging weiter und ich hoffte aus tiefstem Herzen, dass den Hunden geholfen und
die Halter gefunden werden konnten, denn sie machten nicht den Anschein, ausgesetzt
worden zu sein, da einer der Hunde ein schönes Tüchlein um den Hals trug.
Die Autofahrt ging ohne weitere
Unterbrüche gut voran, bis mich das Navi kurz vor Grenoble auf eine andere
Strecke lotste, die mich mitten in die Rush hour von Grenoble führte. Überall
Hektik, auf den Gehsteigen wie auf den Strassen, so dass das Navi wegen
Strassenüberlastung die Route andauernd wechselte und ich langsam das Gefühl
bekam, aus dieser Stadt nicht mehr herauszukommen. Ich war jedoch total überrascht, wie ruhig ich innerlich blieb. Normalerweise hätte eine solche
Situation (mit dem Auto komplett verloren in einer fremden Grossstadt zu sein)
in mir grosse Nervosität und Unsicherheit/purer Stress ausgelöst. Denn ich
fahre mehrheitlich mit dem Zug und vermeide es, mit dem Auto in Grossstädte zu
fahren, da mir die Routine dazu fehlt.
Plötzlich konnte ich nicht mehr
weiterfahren. Die Strasse war durch einen Protestumzug blockiert. Glücklich,
einen Polizisten neben einem Motorrad zu sehen, stieg ich aus dem Auto und ging
zu ihm hin, um ihn nach dem Weg nach Genf zu fragen. Er jedoch schrie mich nur
an und gab mir zu verstehen, sofort wieder in mein Auto zu steigen. Ich jedoch
fragte ihn, ob er Englisch verstünde, was er vehement verneinte und mich wieder
in mein Auto zurückbefahl. Da sagte ich einfach in fragendem Ton „Genève?“ Er
verdrehte die Augen und erklärte mir in gestresstem Tonfall auf Französisch die
Route. Ich verstand nur Bahnhof, was er wohl bemerkte und mir mit Zeichen zu
verstehen gab, dass ich ihm nach Auflösung des Umzugs folgen soll. Die Strasse
wurde so schnell frei, dass sich ein anderes Auto vor meines drängte, bevor ich
den Gang einlegen konnte. Als der Polizist nach ein paar Metern dies in seinem
Spiegel bemerkte, fuhr er einfach an die Strasse und schaute weg. So war ich
wieder auf mich selbst belassen. Zum Glück kam der ganze Spuk zu Ende und nach
etwa 120 Metern konnte ich das Anzeigeschild Genève entdecken. Nie zuvor in
meinem Leben war ich so glücklich über einen Wegweiser, denn er zeigte mir den
Weg in meine Heimat. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr verloren, sondern
fand mich wieder zurecht.
Als ich Tage später über die
ganzen Erfahrungen in der Ausbildungswoche und auf der Rückreise nachdachte,
wurde mir bewusst, welch grosse Heilung/Stärkung meines Nervensystems in nur so
kurzer Zeit stattgefunden hatte. Wie ruhig und überlegt ich in Grenoble bleiben
konnte, ohne in Stress/Panik zu geraten.
Da wurde mir vollends bewusst,
welch grosse Ressourcen für uns Menschen in der Natur liegen. Bis heute konnte
ich an mir die grossen Inspirations-, Heil- und Regenerationskräfte der Natur
erleben und beim angebotenen Waldbaden bei den Teilnehmern die tiefen,
wunderbaren Erlebnisse erfahren.
Vielfältige Informationen über das
Waldbaden findest du im Internet oder auf meiner Webseite http://danielaweber.ch/waldbaden/
Bei eventuellen Fragen kannst du
dich jederzeit bei mir melden (am besten geht’s per Email sothis@sunrise.ch.