Sonntag, 2. Oktober 2016

Die Praxis der Achtsamkeit: Gedanken

In meinem Leben habe ich mich schon in viele Richtungen bewegt, durfte dabei Grundlegendes erfahren, lernen und erkennen. Doch wenn sich ein System für mich plötzlich zu straff, zu rigide angefühlt hat, liess ich es wieder los.

Da ich aber ein inneres Verlangen spüre, mich selbst zu erkennen, herauszufinden, wer ich wirklich bin, bleibe ich weiter auf meinem Weg des Erfahrens. Dabei stiess ich auch auf die Praxis der Achtsamkeit. Je länger je mehr stelle ich dabei fest, dass die Achtsamkeit zu den wichtigsten Schlüsseln der Selbsterkenntnis und des Bewusstsseinwachstums gehört. Und dabei ist sie noch einfach anzuwenden!

Die Praxis der Achtsamkeit kannst du auf vielerlei Gebiet einsetzen, auf deine Gedanken, Gefühle, auf deinen Körper, auf zwischenmenschliche Verbindungen, auf noch vieles mehr. Dabei erfährst du immer mehr über dich selber, kannst dabei deinen Selbstwert immer mehr stärken, dein Vertrauen zurückgewinnen, wirst empathischer und erhältst ein immer grösser werdendes Bewusstsein.

Da wir uns jedoch im viel beschäftigten Alltag immer wieder ein bisschen verlieren und verzetteln, tut es gut, hin und wieder von der Achtsamkeits-Praxis zu hören, zu lesen. Dies kann uns helfen, wieder zu uns selbst zu finden, präsent im Moment zu sein.

Deshalb schreibe ich in den nächsten Monaten über die Achtsamkeit mit Anregungen, Hinweisen und Inspirationen.

Heute nehme ich die Gedanken als Thema.

Hast du dich schon mal deinen Gedanken zugewendet, dem „Geplapper“ in deinem Kopf? Die Buddhisten nennen das Geschwätz „Monkey Mind“. Es wird gesagt, dass Buddha das „innere Geschwätz“ als eine Horde Affen bezeichnete, die von Baum zu Baum springt und wild durcheinanderschreit. Was übersetzt heisst: Jeder Aussenreiz führt zu einem neuen Gedanken.

Wie sieht es bei dir aus? Hast du wiederkehrende, starke Gedanken? Welche Qualität haben deine Gedanken allgemein? Eher negativ und belastend oder nur ein allgemeines „Geplapper“, ausgelöst durch jeden neuen Reiz im Aussen? Was sagt das Geplapper?

Das typische Gedanken-Karussell kann folgendes beinhalten:

-     Gedanken, was noch erledigt werden muss
-     Gedanken der eigenen und fremden Verurteilung
-     Gedanken von beängstigenden „was-wenn-Szenen der Zukunft
-     Gedanken der Angst (real oder fiktiv/unrealistisch)
-     Gedanken, die an schmerzhafte Ereignisse oder schwierige Situationen
der Vergangenheit erinnern

Die Angst- und Scham-behafteten Gedanken übertreffen oft die anderen Gedanken um ein Vielfaches und können so penetrant sein, dass sie lange im Vordergrund stehen und den Menschen zermürben können.

Sie entziehen dir auch viel Energie und können auf Dauer krank machen, dir dein Selbstvertrauen schwächen und dich von anderen Menschen entfremden.

Was kann dir nun helfen, deinen „Monkey Mind“ zu besänftigen?

Bei Gedanken, die dir mitteilen, was noch alles erledigt werden muss, schreib es auf. Dann musst du nicht mehr daran denken.

Bei Gedanken, die Angst-behaftet sind, frage dich, ob diese Angst gerechtfertigt, also real ist, oder ob sie aufgebauscht ist und aus vergangenen Situationen herrührt, die sich in der Zukunft nicht wiederholen müssen. Welche Ressource könnte dir in dieser Situation helfen? Was könnte dich stärken, dir mehr Sicherheit geben?

Bei wiederkehrenden, Scham-behafteten Gedanken aus früheren Situationen oder anderen Gedanken, die sich wie im Karussell drehen und im Kopf präsent bleiben, kann es helfen, sich folgendes Bild vorzustellen:

Stelle dir die Gedanken wie Wolken am Himmel vor, die langsam vorbeiziehen. Das heisst, du haftest dich nicht an die Gedanken an, du beurteilst sie nicht und lässt deshalb auch keine Emotion hochsteigen. Du bleibst innerlich ruhig und lässt dann deine Konzentration/Aufmerksamkeit in eine andere Richtung fliessen, zum Beispiel mit dem folgenden „Spiel der 5“:

Suche 5 Dinge in deiner Umgebung, die du siehst, hörst oder schmeckst. Indem du deine Aufmerksamkeit auf Anderes lenkst, entziehst du dich deinen störenden und dich schwächenden Gedanken. Du gibst ihnen keine Energie (Emotion), keine Beachtung mehr. Mache dieses „Spiel der 5“ jedes Mal, wenn diese Art der Gedanken sich wieder melden. Je weniger Emotionen du diesen Gedanken schenkst, desto schwächer werden sie.

Du wirst präsenter, bist konzentrierter, dein Geist ist wacher und du hast mehr Energie zur Verfügung. Auch deine Emotionen sind ausgeglichener, so dass du dich innerlich ruhiger und freudvoller fühlst.

Ich befand mich vor einigen Jahren in einer schmerzvollen Situation. Wiederkehrende Gedanken erinnerten mich immer wieder daran und zogen mich sogleich in eine lähmende Traurigkeit. Ich reflektierte die vergangene Situation, erkannte meinen eigenen Anteil darin, lernte daraus und verarbeitete das Geschehene. Aber was konnte ich gegen die wiederkehrenden Gedanken machen, die sofort die entsprechende Emotion herbeiführten? Ein Satz, den ich in einem der Bücher von Dalai Lama gelesen hatte, half mir dabei. Er hiess: „Das Leiden existiert im Geist“.

Ich verstand, dass Gedanken Emotionen erwecken, die ich dann spüre. Also versuchte ich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren und das Gefühl verschwand sogleich. Da wurde mir bewusst, welch grosse Macht Gedanken haben können, wir jedoch fähig sind, sie in andere Bahnen zu lenken.

Möchtest du in nächster Zeit hin und wieder auf deine Gedanken achten und herausfinden, welche Qualität sie haben? Denn wenn ein Gedanke mächtig genug ist, wirst du genau dies in dein Leben ziehen, ganz nach dem Gesetz der Resonanz ...

Auf meinem Facebook-Account werde ich mich in nächster Zeit auch der Achtsamkeits-Praxis widmen. :-)



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